Wenig Vitamin C – wenig Neuronen
Es muss nicht immer gleich zu einem Skorbut kommen – auch ein weniger ausgeprägter Vitamin-C-Mangel kann zu Schäden führen. Besonders die Allerkleinsten können dabei offensichtlich langfristige Schäden davontragen.
Nicht nur zur Abwehr von Infekten benötigt der Körper Vitamin C. Auch das Gehirn braucht das wertvolle Antioxidans, und zwar in großen Mengen: Gehirnzellen haben mit die höchste intrazelluläre Vitamin-C-Konzentration im Körper. Wird zu wenig davon aufgenommen, so bleiben die großen Mengen dort am längsten erhalten. Trotzdem kann auch schon ein gering ausgeprägter Mangel dort Schäden anrichten, wie dänische Wissenschaftler nun zeigten.
Sie gingen der Frage nach, inwieweit sich ein mäßig ausgeprägter Vitamin-C-Mangel auf die Entwicklung des Gehirns auswirkt. Dazu teilten sie sechs bis sieben Tage alte Meerschweinchen in zwei Gruppen: Die einen erhielten Futter mit ausreichend Vitamin C, die anderen bekamen nur so viel, dass sie nicht an Skorbut erkrankten. Nach zwei Monaten begannen dann die Experimente. Im „Morris-Water-Maze“-Verhaltensversuch mussten die Tiere lernen, eine versteckte Plattform zu finden. Dies gelang den Meerschweinchen beider Gruppen in etwa gleich schnell.
Unterschiede gab es dann jedoch, als es darum ging, das Wissen nach einer viertägigen Pause noch einmal anzuwenden. Hier schnitten die Vitamin-C-defizienten Meerschweinchen signifikant schlechter ab, was auf ein mangelndes räumliches Gedächtnis schließen lässt. Das morphologische Korrelat dazu fanden die Wissenschaftler dann bei der Untersuchung des Gehirngewebes. In bestimmten Bereichen des Hippokampus hatten die Vitamin-C-Mangel-Tiere signifikant weniger Neuronen als die Tiere mit ausgewogener Ernährung.
Die Wissenschaftler vermuten, dass sich ihre Erkenntnisse auch auf den Menschen übertragen lassen. So könnte sich ein Vitaminmangel bei Schwangeren und stillenden Müttern negativ auf die Gehirnentwicklung ihrer Babys auswirken und zu späteren neurologischen Störungen führen. (ib)